Zen 

Maßgebliche Lehrerpersönlichkeiten, die für mich prägend waren: Karlfried Graf Dürckheim, Kiichi Nagaya Roshi, Arul Maria Arokiasamy u. a. 

Individuelle Beratung und Begleitung möglich


Ein Weg der Versöhnung des Menschen mit sich selbst und mit dem Lauf der Welt  

Die Wurzeln des Zen liegen in der buddhistischen Tradition, reichen also zurück bis in das Alte Indien.

Von dort kam Zen auf verschlungenen Wegen über China bis nach Japan, entwickelte sich hier über Jahrhunderte hinweg zu hoher Blüte und beeinflusst seit der Mitte des letzten Jahrhunderts, ähnlich wie z. B. die tibetisch-buddhistische Geisteshaltung, nunmehr auch die spirituellen Strömungen der gesamten westlichen Welt in markanter Weise.

Im abendländischen Kulturkreis angekommen, ist es nun dabei, wie früher schon auf seinen innerasiatischen Wanderungen, entsprechend den jeweiligen kulturellen Besonderheiten der Gastländer, sich in neuen, bzw. zeitgemäßen Ausprägungen neu zu finden.

In der Vergangenheit war Zen im jeweiligen kulturellen Umfeld kaum je ein Massenphänomen und ein solches wird es auf Grund seiner hohen inneren Komplexiät auch in der westlichen Welt sicher nicht werden, vielmehr auf jeweils kleine Kreise von Übenden beschränkt bleiben.

Dabei ist es in seinem Kern einfach, sogar radikal einfach, es ist gleichsam

„Der Weg der Einfachheit“ selber.

Kernthema des Zen ist das Leiden des Menschen im umfassendsten Sinne und die Befreiung des Menschen vom Leiden.

Ein hoher Anspruch, an dem es sich messen lassen muss.

Der Weg zu diesem Ziel führt von der Einsicht in die Grundursache des Leidens, die im dualistischen Denken (Ich und Welt sind Zwei), also im Verlust des Bewusstseins von der Ur-Einheit von Mensch und Kosmos und der sich daraus ergebenden allgegenwärtigen menschlichen Egoismen besteht, über den entschlossenen Willen zur Wiedergewinnung dieses Bewusstseins der Einheit und schließlich zu den Methoden, die es ermöglichen, sich von diesem Diktat der egozentrischen Spaltung und Verblendung zu befreien.

Die Methoden bestehen im Wesentlichen aus sehr einfachen Meditationsweisen des regelmäßigen Besinnens im schweigenden „Verweilen in der Stille“.

Diese regelmäßigen Zeiten des meditativen In-Sich-Ruhens bewirken eine langsame Reifung des Übenden und beseitigen - bei entsprechender Beharrlichkeit - allmählich die inneren Hindernisse, die dem entscheidenden Schritt in die Freiheit entgegenstehen.

Es ist aus der Sicht des Zen tatsächlich nur ein Schritt, nur eine Haaresbreite, die den Himmel von der Hölle trennt.

Aber diese Haaresbreite überwindet man nicht mit dem Verstand, auch nicht mit besonderen Ritualen, oder spirituellen Lesungen, sondern nur durch einen mutigen Sprung in die eigene Mitte.

Und, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so scheinen mag: Dieser Schritt ist wohl wirklich die mutigste Tat, die ein Mensch vollbringen kann.

Denn, wer springen will, muss loslassen. 

Und loslassen muss man/frau dasjenige, was vielen von uns das Wichtigste im Leben ist; das was (scheinbare) Sicherheit verleiht, uns aber gleichzeitig in eisernen Klauen gefangen hält, nämlich unsere schwer erarbeiteten und lieb gewonnenen weltanschaulichen Überzeugungen, religiöse, wissenschaftliche und ganz persönliche Glaubenssätze aller Art.

Nichts ist schwerer, als alle diese Vorprägungen, inklusive aller fragwürdigen Gewohnheiten und sämtlicher vorgefasster Meinungen vollständig fahren zu lassen und damit aber den notwendigen Raum, die notwendige Offenheit zu schaffen für das Leben selbst.

Aber, wer kennt sie überhaupt, diese eigene innere Mitte, in die es dann zu springen gälte?

Unbekanntes Terrain!

Gut ist es, zum besseren ersten Verständnis in der Physis zu beginnen. Die innere Mitte des Menschen ist nämlich tatsächlich auch körperlich lokalisierbar, und zwar an einer Stelle im Beckenraum, knapp unter dem Bauchnabel.

Frühere Kulturen (auch westliche!) haben darüber gut Bescheid gewusst, wie man an vielen historischen Darstellungen sehen kann, z. B. in der Darstellung „Christus und der Versucher“ in der Kathredale von Plaimpied (Frankreich), oder noch bildhafter, in der Darstellung des Mercurius aus der „Tabula Smaragdina Hermetis Trismegisti“, wo es heißt „Der Wind hat es in seinem Bauche getragen“ (Der foetus spagyricus ist der erneuerte Mercurius selber).

In der japanischen Alltagssprache - gänzlich außerhalb einer Zen-Schulung - ist der Begriff nach wie vor als „Hara“ präsent.

In diesen Hara zieht man sich zur Sammlung seiner Kräfte, ggf. auch zur Zügelung seiner Leidenschaften, oder zur Konzentration auf eine wichtige Aufgabe zurück.

Im spirituellen Sinne wird unter „Hara“ das durch keinerlei äußere Einwirkung verletzbare innerste unversehrte geistige Zentrum des Menschen verstanden.

Diese Unversehrtheit und Unversehrbarkeit ist die entscheidende Qualität dieses Phänomens.

Und zu diesem Ort der Unversehrtheit und der Unversehrbarkeit haben wir potenziell jederzeit freien Zugang!

Bis besagter Sprung aber wirklich gelingen kann,sollte dieses geistige Zentrum nun ganz besonders für einen Zen-Übenden immer mehr zur vertrauten Heimstatt werden. 

Hier findet er die notwendige innere Ruhe und sie ist als die „Erdmitte des Menschen“ zudem die feste Basis, aus der sich die menschengemäße aufrechte Haltung und darauf aufbauend die „Himmelsmitte“ des Menschen ggf. dereinst erheben kann. 

Eine Kathedrale baut man eben von der Erde in Richtung Himmel und nicht umgekehrt.

Versucht man es dennoch andersherum, verliert Mensch die Bodenhaftung mit allen bekannten Folgen. 

Die klassischen Empfehlungen zur Übungspraxis des Zen sind interessanterweise fast Eins zu Eins gleichzusetzen mit den Meditationsempfehlungen Rudolf Steiners (1861 - 1925; Begründer der so genannten Anthroposophie), wie er sie in seinem Basiswerk „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?“ ausführlich beschreibt. Ergänzt im Zen aus jahrhundertelanger Erfahrung noch durch die Beachtung manch wichtiger Besonderheiten, vor allem durch die schon angesprochene Zentrierung in der „Erdmitte“. 

Ansonsten wird dem geduldigen Sitzen in der Stille, verbunden mit dem intensiven Wunsch nach innerer Befreiung die größte Bedeutung und Wirkmächtigkeit beigemessen. Man vertraut auf die Wirkung der „Stille an sich“ und das gelassene Verweilen in ihr, als eine der wichtigsten Grundlagen der Übung. 

Die alltägliche Übung ist daher unspektakulär, oft langweilig und manchmal - bei auftretenden inneren Verspannungen - auch körperlich schmerzhaft und besteht in der Bemühung des Übenden, absichtslos mit seiner inneren Mitte in Eins zu verschmelzen. 

Das klingt harmlos, kann sich aber gelegentlich durchaus in inneren und äußeren Beben äußern. 

Eine Steigerung erfährt dies noch, wenn sich Übende zu längeren Übungszeiten in Klausur zusammenfinden. Seien es Wochenenden, oder auch ganze Wochen. Hier gilt strenges Schweigen rund um die Uhr, Sitzmeditation bis zu sieben Stunden täglich, aufgeteilt in ca. 14 Einzelabschnitte von je einer halben Stunde. 

Die Meditationsinhalte sind die gleichen wie zuhause im Stillen Kämmerlein. 

Eine solche Woche kann daher zwar auch genauso unspekakulär und ggf. langweilig abgehen, wie von zuhause gewohnt; die längere Dauer und die dadurch gesteigerte Intensität eines solchen Schweige-Exercitiums - am besten in abgeschiedener klösterlicher Umgebung - bewirkt aber meist doch eine Brutkasten-Atmosphäre, die bei kaum einem Teilnehmer ohne Wirkung bleibt. 

Im besten Falle gelingt dem Einen oder der Anderen besagter Sprung vom Hundert-Meter-Turm in die eigene Mitte, und damit mitten hinein in das Leben. 

Wenn sich das allerdings ereignet, dann steht das Universum Kopf! 

Oder, um mit Rudolf Steiner zu sprechen: ...,“fühlt sich der Übende im höchsten Grade beseligt, wenn er diesen Augenblick zum ersten Male erlebt. Über seine ganze äußere Welt ergießt sich ein inneres Licht. Ein zweites Leben beginnt für ihn“... 

Wäre noch hinzuzufügen, dass je nach Tiefe des Erlebnisses (oder des gewagten Sprunges!), früher als problematisch und möglicherweise als unlösbar erlebte Lebenszusammenhänge eine tiefgreifende Relativierung erfahren und daher jetzt unter gänzlich neuen Voraussetzungen neu bewertet und bewältigt werden können. 

Diese so genannte „Kensho-Erfahrung“ entzieht sich im Grunde jeder weiteren Beschreibung, sie kann höchstens notdürftig um-schrieben werden: 

Charakteristisch ist das Verschwinden des „Kleinen Ich“, also das Verschwinden jeglicher Egozentrik.

Nachdem das Kleine Ich vollkommen verschwunden ist, gibt es auch nichts mehr, was irgendwie verletzt, nicht einmal „krank“(!), oder zerstört werden könnte. Das Ziel, auf das sich eine Bedrohung richten könnte, ist nicht mehr vorhanden. 

Wenn Mensch sich in den Finger schneidet, dann blutet er zwar nach wie vor, er schmerzt auch nach wie vor, aber Mensch leidet nicht mehr darunter.

Es gibt keine Trennung mehr zwischen Ich, Finger und Schmerz. 

(An dieser Stelle gibt es eine Gefahr für anthroposophisch vorgebildete Leser: Mit „Ich“ ist im Zen immer das ängstlich um sich selbst bedachte Kleine Ich gemeint, nicht das Ich im Sinne Rudolf Steiners) 

Diese geistige Verschmelzungserfahrung nimmt auf diese Weise jeglicher Bedrohung, oder Traumatisierung vollständig den Schrecken (abhängig von der Tiefe der Erfahrung und der daraus folgenden inneren Verwandlung). 

Egozentrisch-bedrohliche Enge ist im Kensho-Erlebnis der Erfahrung von unendlicher Fülle, offenem Raum und umfassender „Liebevollheit“ gewichen. 

Die eigene innere Mitte in der Gralsschale des menschlichen Beckens wird gleichzeitig ganz real als Mittelpunkt des Universums erlebt. 

Eine Verwandtschaft dieser Erfahrung mit den mittlerweile vielfach beschriebenen so genannten Nahtoderlebnissen ist unverkennbar und auch nicht erstaunlich, denn es handelt sich wahrhaftig um eine überwältigende Erfahrung von Tod und Neugeburt. 

Gewarnt werden muss an dieser Stelle vor der möglicherweise naheliegenden Versuchung, den besagten geistigen Sprung durch einen physischen Sprung in die Tiefe ersetzen zu wollen. 

Zweifelsohne wäre zwar auch dafür ein erheblicher Mut die Voraussetzung, aber er würde wohl eher zu einem bösen Erwachen führen, denn zu einer Befreiung und zum Anderen ist die dafür benötigte Überwindung in ihrer Intensität und Qualität überhaupt nicht zu vergleichen mit dem geistigen Einsatz, der gebraucht wird zu dem hier gemeinten inneren Schritt in die Freiheit. 

Lediglich die Motivation, das „Hadern“, die Frage also nach dem Sinn des Lebens ist bei beiden Varianten des Springens entfernt verwandt, nicht aber das Ergebnis. 

Die beschriebene Übungsweise kann also ein Weg sein, um solche zentralen Menschheitsfragen, wie die am Anfang besprochene Lebens-Frage nach der Grund-Ursache des Leidens und der Befreiung davon, einer wirklichen Lösung zuzuführen.

Theoretische Erwägungen, so scharfsinnig sie auch sein mögen, versagen hier. Es geht um die konkrete Übungspraxis und um das daraus folgende konkrete eigene Erlebnis, fern jeder metaphysischen Spekulation. Die Zen-Schulung hat auf Grund ihrer mehrhundertjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet, alle Voraussetzungen dazu, diesem Erlebnis fundiert und gut geerdet den Weg zu bahnen.

Diese gute Erdung ist es möglicherweise auch, die dem Zen in den letzten 50 Jahren vielfach die Türen zu unserem Kulturkreis und interessanterweise auch zu diversen Chef-Etagen geöffnet hat.

Ob es hier immer tatsächlich seiner tiefsten Bestimmung, einer inneren Befreiung dient, kann bezweifelt werden. Aber wer die Weisheit des Zen nicht im Sinne der Freiheit verwendet, der wird auch keine Befreiung erlangen.

Als hilfreich erweist sich solche Schulung auf jeden Fall in allen alltäglichen Angelegenheiten; sei es im Umgang mit Menschen, sei es im handwerklichen, wissenschaftlichen, therapeutischen, oder künstlerischen Bereich:

Alles geht „aus der geübten Mitte heraus“ viel leichter, viel müheloser von der Hand. 

Ganz besonders beeindruckend kann es zum Beispiel sein, wenn man noch keinerlei Vorkenntnisse in der Kunst des Reitens besitzt, jedoch durch entsprechende Übung bereits über ein gutes Gefühl für seine innere Mitte verfügt und dann zum ersten Mal ein Pferd besteigt und voller Erstaunen bemerkt: 

MAN  KANN  SCHON  REITEN  !

Und sei es auch gleich ein mehrstündiger Geländeritt!

Das kann man, weil man gelernt hat, mit sich und der Welt im Reinen zu sein; Eins zu sein, versöhnt zu sein mit sich und der Welt.

Pferd und Reiter müssen ja bekanntlich ebenfalls Eins sein, eine Einheit sein, damit der Ritt gelingt, damit man im Sattel bleibt, die Zügel in der Hand behält - und man nicht selbst geritten wird - ganz wie im richtigen Leben...

Weitere Aspekte:

Zen hat über die Jahrhunderte großen Einfluss, zunächst auf die chinesische und zuletzt besonders auf die japanische Kultur ausgeübt. In Japan sind daher viele Kunstformen und praktisch der gesamte Alltag vom Geist des Zen durchzogen.

So gibt es die Vorstellung vom „Alltag als Ritual“, was bedeutet, dass selbst die unscheinbarsten alltäglichen Verrichtungen im Sinne der Geistesgegenwart des Zen vollzogen werden, so dass am Ende Alles zur meditativen Übung wird.

„Allein nur Da zu sein, ist eine erhaben vollständige Handlung“ 

Zen-Schülerin nach ihrem Kensho-Erlebnis) Unter den vom Zen beeinflussten Künsten, wie der Kunst des Bogenschießens, der Teezeremonie, der Gartenkunst etc. ist besonders die „Homöopathie der Gewalt“, die Kunst des so genannten Aikido hervorzuheben:

„Schließt den Widersacher in Euer Herz“

Morihei Uyeshiba (1883-1969); Begründer des Aikido Das Ins-Herz-Schließen der Widersachermächte bewirkt die Erlösung des inneren wie des äußeren „Feindes“ und setzt somit an der wahren Ursache von feindseliger Konfrontation an: „Beim Feind im eigenen Herzen“.

Aus dieser besonderen Perspektive erwächst die überraschende Wirksamkeit des Aikido.

Auf der Basis traditioneller Kampfkünste erst in der Mitte des 20sten Jahrhunderts im Angesicht der Weltkriegstraumata entstanden, hat Aikido somit deutlicher als kaum jemals zuvor auf die den Angriff mit-verursachende Rolle des Angegriffenen hingewiesen und diesen Sachverhalt konsequent in seine Übungsmethoden integriert.

So ist Aikido, als „Kampfkunst der Herzenswärme“ zu einem weiteren hervorragenden Werkzeug der Geistesschulung im Sinne des Zen geworden.

Seine eher tänzerisch-fließend-elegant anmutende Bewegung, ist von frappierend müheloser, sowie auch physisch „umwerfend“-effektiver Dynamik (und das bei Wahrung der vollständigen Unversehrtheit des Angreifers!).

Sie ist dies allerdings ausschließlich nur dann, wenn jegliche Aktion aus dem Hara, der tiefsten „Erdmitte“ des Handelnden entspringt, wenn er / oder sie / also realisieren kann, wirklich mit vollem Bewusstsein aus dem Mittelpunkt des Universums heraus zu wirken.

Anderenfalls scheitert alle Aktion ebenso beeindruckend kläglich. 

„Was auch immer auf mich zukommt, bin immer nur ich selbst“

Anmerkung zur „Tiefe“ der Erlebnisse:

Viele Übende reden nicht darüber, denn: „Wer es sagt, der weiß es nicht und wer es weiß, der sagt es nicht“, so die Warnung.

Aber manche reden eben doch, weil es ggf. ja auch notwendig sein kann, und so sind zu den vielen historischen Erfahrungsberichten mittlerweile auch eine ganze Menge von neuzeitlichen Schilderungen dazu gekommen.

Daraus erschließen sich dem Leser / der Leserin schnell die großen Unterschiede im Ausmaß der Öffnung des geistigen Auges bei den jeweiligen Übenden. Von einem flüchtigen Blick, von dem nur eine glückliche Erinnerung bleibt, bis hin zur hellsichtigen Schau in großem Umfang, die ein Leben vollständig verändert hat, ist alles dabei.


Anmerkung zum Lehrer-Schüler-Verhältnis im Zen:

In früheren Zeiten gab es natürlich ein ganz intensives Meister-Schüler-Verhältnis. Das ist heute - zumindest in Europa - anders.

Bei den größeren Treffen gibt es einen Seminarleiter / eine Seminarleiterin, oftmals auch mit einer offiziellen Meister-Bestätigung. Aber das ist eher eine Formsache.

Diese Leiterpersönlichkeiten sind neben ihrer Zen-Praxis meist noch engagierte Fachleute für „Interreligiöse Zusammenarbeit“ (und daher von konservativen Kräften in den jeweiligen Schulen (und Kirchen!) gern als Ketzer geschmäht).

Um besagten interreligiösen und interkulturellen Aspekt zu betonen, spricht man auch oft einfach nur vom „Zen“, zunehmend weniger vom „Zen-Buddhismus“.    

Die Leiter betrachten sich selbst daher meist eher als „Primus - oder Prima - inter Pares“, Das heißt, sie haben eine lange Übungspraxis hinter sich und können aus diesem Erfahrungsschatz den weniger Erfahrenen mit wertvollen Hinweisen zu konkreten Übungsfragen hilfreich zur Seite stehen.


Anmerkung zur Anthroposophie:

Die Verwandtschaft des Zen mit der Anthroposophie Rudolf Steiners wurde schon angesprochen. Die Anthroposophie hat auf vielen gesellschaftlichen Feldern positive Impulse setzten können: Biologisch-Dynamischer Landbau, Waldorfpädagogik, Heilpädagogik, und eine umfassende Erweiterung des Horizontes in der Medizin und der allgemeinen Naturwissenschaft sind auf ihren Einfluss zurückzuführen.

Vielen Menschen fällt jedoch der Zugang zu den anthroposophischen Grundlagen und damit auch zu den besonderen Aspekten der anthroposophischen Meditationspraxis sehr schwer. Das ist u. a. auf  die teilweise wirklich nur mühsam verständliche, altertümlich-philosophische Sprache - vor allem in Steiners Vortragswerk - zurückzuführen. Für sein schriftliches Werk gilt dies jedoch nicht. Dieses ist durchaus lesbar.

Darüber hinaus stehen einem tieferen Verständnis jedoch vielfach nur eine oberflächliche Betrachtungsweise entgegen und gängige Vorurteile gegenüber „esoterischen“ Inhalten. 

Diese anthroposophisch-esoterischen Inhalte sind jedoch so solide, wie die Esoterik der griechischen Antike, aus der die Mathematik des Pythagoras, des Thales und des Euklid hervorgegangen ist.

Sie Alle waren Mitglieder, bzw. Leiter esoterischer Schulen, welche allerdings überhaupt nicht vergleichbar sind mit heutiger Boulevard-Esoterik.

Eine Beschäftigung mit dem Zen aber und seiner klaren (und oft erfrischend kurz angebundenen) Sprache erleichtert wesentlich den Zugang zu diesen wichtigen anthroposophischen Perspektiven und bewahrt gleichzeitig vor der Gefahr der sprichwörtlichen „Ver-Steinerung“. Also vor einer Überhöhung und Absolutsetzung von Steiners Werk.

Diese Gefahr besteht sehr real, denn die übermächtige Autorität dieses Universalgelehrten wirkt auf weniger gefestigte Persönlichkeiten u. U. so überwältigend, dass ihr schon so mancher Suchende kampflos erlegen ist.

Im Zen wirkt der strikte Verweis des Übenden auf seine eigene Kompetenz einer solchen unguten Entwicklung energisch entgegen, so dass sich beide Geistesströmungen fruchtbar ergänzen können.


Ergänzende Details zu den konkreten Übungsweisen des Zen: 

Die verschiedenen Formen der meditativen Übung richten sich nach den Bedürfnissen des Übenden. Die nachfolgende Einteilung - beginnend mit der anspruchsvollsten Übungsweise, die zugleich die Einfachste ist - mag hilfreich sein.

  • Als höchste Stufe und als Nonplusultra des Zen gilt „Shikantaza“. Diese Form der Meditation ist ohne Inhalt. Es geht einzig um vollständige Geistesgegenwart im Hier und Jetzt; ohne belastende Begrifflichkeiten.

Wer sich „ohne Inhalt“ schwer tut, kann eine Meditationsaufgabe wählen mit 

  •  einem Paradoxon als Inhalt („Koan“), oder
  • sich in der Betrachtung eines inneren Bildes vertiefen,
  • einen Naturvorgang beobachten,
  • den Atem im Geiste verfolgen etc.  


„Karge mit der Zeit, die Zeit harret nicht des Menschen“

Zen-Meister Bassui Tokusho (1327-1387)

Zendo im Wosdei-Häusl

...und der Himmel darüber...